Der Logenhistoriker Friedrich Adolf Peuckert hat einmal vorgeschlagen, die Geschichte der Dresdner Logen in vier Phasen einzuteilen. Bis heute sind noch drei weitere hinzu gekommen:
- Von der Gründung bis 1762 – die französische Loge
- Von 1762 bis 1785 – Die Zeit der Strikten Observanz
- Von 1785 bis 1817 – Die „Rückkehr zum Besseren“
- Von 1817 bis 1882 – Die Zeit der „kräftigen Entwicklung“
- Von 1882 bis 1913 – Die etablierte Loge
- Von 1913 bis 1935 – Ausdifferenzierung und Verbot
- Von 1991 bis heute – Wiederaufbau und Konsolidierung
Schauen wir uns einige Meilensteine der Logengeschichte etwas genauer an:
1. Von der Gründung bis 1762 – die französische Loge
Zunächst versetzen wir uns dazu in das Kurfürstentum Sachsen des frühen 18. Jahrhunderts. Es ist eine merkwürdige Zeit, in der nach Jahrhunderten der Glaubenskriege „absolutistische“ Fürsten in Prunk und Überfluss leben; eine Zeit in der die Kirche eine machtvolle Stellung einnimmt und das geistige Leben zu dominieren sucht. Auch die katholische Kirche – war doch der Kurfürst Friedrich August zum Katholizismus übergetreten um König von Polen zu werden. Sein Sohn, Kurfürst Friedrich August II. von Sachsen und als August III. König von Polen, war ebenfalls katholisch und an die Weisungen des Papstes gebunden. Uns aber interessiert sein Halbbruder, der Friedrich August Rutowski (1702-1764). In Warschau hatte er die Königliche Kunst französischer Prägung kennengelernt und so war es sein Wunsch, auch in Dresden eine Loge dieser Lehrart zu gründen. Diese Gründung erfolgte im Frühjahr 1738 im Vitzthum’schen-Lubomirskschen Palais an der Kreuzkirche, welches später dem Grafen Rutowski gehörte, durch den es seinen Namen erhielt. Die neue Loge nannte sich „Aux trois aigles blanc“ – „Zu den drei weißen Adlern“. Schnell wurde die Loge zu groß und so spaltete sich noch im selben Jahr die Loge „Aux trois glaives d’or“ ab – glaives, das ist ein altes französisches Wort für Schwert.
Wie erwähnt wurden vor allem Adlige in die Loge aufgenommen; sie bildete einen ideologischen Gegenpol zum kurfürstlichen Hof. Nicht nur Rutowski, auch seine Halbbrüder Moritz, Maréchal de Saxe und der General Friedrich August Graf von Cosel gehörten ihr an. Man sprach Französisch. Und anhand der Mitgliederlisten können wir sehen, dass viele Freimaurer aufgenommen wurden, die ihren Wohnsitz in Wien, Prag oder Warschau hatten und dort auch aufgenommen worden waren. Die Schwerterloge war zu ihrer Gründung und auch lange danach eine internationale Loge. Und weil sie sich im Gegensatz zu den Logen in Preußen als humanitäre Loge sah, konnten ihr religiöse Nichtchristen und ab 1831 auch Juden angehören. Angst vor Fremden oder Neuem war unserer Loge damals unbekannt.
2. Von 1762 bis 1785 – Die Zeit der Strikten Observanz
Doch kurz nach Gründung der Logen in Dresden brach eine dunklere Zeit an. Zunächst war die Loge aufgrund der Kriege dieser Zeit (Schlesische Kriege und Siebenjähriger Krieg) stark dezimiert, denn die Offiziere hatten zu dienen. Von etwa 1745 bis 1759 ruhte die Arbeit der Loge völlig.
Danach begann der Abschnitt der Strikten Observanz. Es handelte sich dabei um ein System, welches sich an dem Mythos der Tempelritter orientierte und von seinen Mitglieds-Logen Gehorsam verlangte, so dass eine freie Arbeit – wie sie die Alten Pflichten verlangten – eigentlich nicht mehr möglich war. Und dennoch: Nicht zuletzt die Gründung der „Lehr- und Erziehungsanstalt“ für Waisenkinder in Dresden Friedrichstadt zeugt von der fortgesetzten humanitären Arbeit der Freimaurer. Später sollte diese Institution als „Freimaurerinstitut“ in den Bau der heutigen Kreuzschule in Striesen umziehen. Viele der damaligen Mitglieder waren im profanen Leben als Staatsreformer tätig und nahmen abends an den heute wohl sehr befremdlich wirkenden Logenabenden dieser Zeit teil. Ab 1785 fand unsere Loge zurück auf den Pfad der humanitären Maurerei. In jenem Jahr veröffentlichte Friedrich Schiller seinen Festgesang „An die Freude“.
3. 1785 bis 1817: Die „Rückkehr zum Besseren“
Noch zur Zeit der Strikten Observanz, 1776, hatte sich in Wildenfels bei Zwickau eine Loge gegründet, die den Namen einer zuvor im schleswig-holsteinischen Eutin gelöschten Loge übernehmen konnte: „Zum goldenen Apfel“. Kurze Zeit später siedelte sie nach Dresden um und ist seit dieser Zeit der Loge „Zu den drei Schwertern“ in Freundschaft eng verbunden. Das manifestierte sich nicht zuletzt im Bau des gemeinsamen Logenhauses auf der Ostra-Allee, welches im Oktober 1838 in einer gemeinsamen Arbeit feierlich eingeweiht wurde.
Von 1790 bis 1796 ruhte das Logenleben erneut. Die Zeit der französischen Revolution und auch die Napoleonischen Kriege forderte ihren Tribut. Man verdächtigte die Logenbrüder an der Revolution beteiligt gewesen zu sein. Später ließ Napoleon zwei seiner Getreuen in die Schwerterloge aufnehmen, um sie auszukundschaften. Erst 1802 wurde die Schwerterloge offiziell anerkannt. Bis dahin musste sie konspirativ arbeiten. 1811 wurde die Große Landesloge von Sachsen gegründet.
4. 1817 bis 1882: Die Zeit der „kräftigen Entwicklung“
1831 dann vereinigte sich die Schwerterloge mit der 1815 gegründeten Loge „Asträa zur grünenden Raute“ und erhielt so nicht nur ihren heutigen Namen, sondern auch das bis heute getragene Bijou. Spätestens in dieser Zeit hatte sich die Freimaurerei in Dresden fest etabliert. Die beiden Logen, Schwerter- und Apfelloge, zogen immer mehr Mitglieder an. Es sei aber nicht vergessen, dass die meisten Brüder der Dresdner Logen nie berühmt wurden. Zu denken ist an die vielen Männer, die aus einfachen Berufen kommend als Handwerker, Lehrer, Gärtner, Köche oder als Künstler sich in der Loge trafen und die hier gesammelte Kraft zum Guten im profanen Leben ausstrahlten, ohne dafür die Lorbeeren der Öffentlichkeit zu erlangen. Um 1930 gab es in Dresden rund 2.300 Freimaurer. Unsere Loge zählte in diesem Jahr 649, die Loge „Zum goldenen Apfel“ sogar 706 Mitglieder. Es ist bei dieser Logengröße kaum verwunderlich, dass sich einige Freimaurer, die damals in der Neustadt wohnhaft waren, 1863 entschlossen, sich im Winter den Weg über die verschneite Augustusbrücke zu sparen und eine eigene Loge zu gründen.
5. Von 1882 bis 1913 – Die etablierte Loge
in Arbeit …
6. Von 1913 bis 1935 – Ausdifferenzierung und Verbot
Die Geschichte unserer Logen lehrt uns aber auch, dass alle Logen in Dresden, auch die ab den neunziger Jahren des 19. Jahrhunderts fast im 5-Jahres-Takt neu entstandenen Logen, weitgehend harmonisch zusammenarbeiteten. In Rehefeld bei Altenberg besaßen Dresdner Logen ein ehemaliges Jagdschloss als Ort der Erholung und zur Nutzung für Veranstaltungen, Konferenzen und dergleichen.
Feindschaft drohte der Maurerei in Dresden eher von außen. Doch während die Herren Schrepfer Mitte des 18. und Eckert Mitte des 19. Jahrhunderts mit ihren Anfeindungen nicht erfolgreich waren und am Ende beide den Freitod wählten, blieben die Anfeindungen der Nationalsozialisten ab Anfang der 30er Jahre haften und ihre Ideologie, die so gar nicht dem freimaurerischen Geist entsprach, verfing sich zunehmend bei den Mitgliedern, auch wenn die Quellen von dem Widerstand zahlreicher Brüder zeugen. Die verzweifelten und törichten Versuche, sich den Nazis anzubiedern, waren vergebens. Am 12. und 13. April 1933 wurde die Schwerterloge auf Geheiß Hermann Görings durch Br. Kriebel mit „treudeutschem Gruß“ „abgewickelt“ und in einen „Orden“ umgewandelt, freimaurerische Bekleidungsstücke mussten zurückgegeben werden, der Besuch anderer Logen wurde untersagt. Wer sich der „Neuregelung“ widersetzte, musste „decken“, also austreten.
In der SBZ und der DDR war eine Wiedergründung unmöglich, denn Freimaurerei galt als „bürgerlich“ und damit nicht mit dem Staatsziel des „Sozialismus“ vereinbar.
7. Von 1991 bis heute – Wiederaufbau und Konsolidierung
Erst in den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts konnte das Logenleben in Dresden langsam wieder erblühen. Viele Jahre war unsere Loge eine „Wanderloge“. Sie arbeitete u.a. im Schloß Kuckuckstein bei Liebstadt, in der Dresdner Friedrichstadt und in der Hainstraße. Seit wenigen Jahren hat sie nun wieder eine feste Bleibe im Dresdner Osten.
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